15. Mai 2015 , mittelbayerische
Der Bildhauer fertigt seine Skulpturen unter anderem aus Motorrollern. Den Preis nimmt er am 17. Mai in Neumarkt entgegen.
Neumarkt. Der Lothar-Fischer-Preis 2015 geht an den Bildhauer Stefan Rohrer. Dies gab das Museum Lothar Fischer, Weiherstraße 7A, am Dienstagvormittag bekannt. In zweijährigem Turnus verleiht die Lothar & Christel Fischer Stiftung in Zusammenarbeit mit der Stadt Neumarkt den Lothar-Fischer-Preis, der mit dem Schwerpunkt Bildhauerei als Förderpreis für jüngere Künstler zu verstehen ist. Diese Würdigung soll ein Werk auszeichnen, das sowohl mit Fischers Kunstbegriff in Verbindung steht, dem Profil des Museums entspricht und nachhaltige künstlerische Qualität besitzt, heißt es in der Mitteilung weiter.
Die Künstler werden von einem fachkundigen Vorschlagsgremium nominiert, dem 2015 Dr. Britta E. Buhlmann, Direktorin des Museums Pfalzgalerie Kaiserslautern, Prof. Ottmar Hörl, Präsident der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg, Felix Schramm, Lothar-Fischer-Preisträger 2013, Dr. Michael Tacke, Büro Orange München, Dr. Julia Wallner, Direktorin des Georg-Kolbe-Museums Berlin und Stefanje Weinmayr, Leiterin des Skulpturenmuseums im Hofberg, Landshut, angehörten. Die Mitglieder der Stiftungsgremien bilden das Entscheidungsgremium.
Skulpturen aus Autokarosserien
Der Lothar-Fischer-Preis 2015 geht an den 1968 in Göppingen geborenen Bildhauer Stefan Rohrer, der unter anderem eine Ausbildung zum Steinmetz absolvierte und bei Prof. Werner Pokorny und Prof. Micha Ullmann von 1999 bis 2004 an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart studierte. Der heute in Stuttgart lebende Künstler widmet einen wesentlichen Teil seines Oeuvres einer Ikone unserer Konsumgesellschaft – dem Auto, informiert das Museum weiter. Auch nach mehr als 125 Jahren Geschichte ist es noch immer alles andere als ein gewöhnlicher Alltagsgegenstand. Vielmehr handelt es sich um einen modernen Mythos, ja gar einen Fetisch. Begriffe wie Freiheit, Unabhängigkeit und Mobilität bleiben trotz aller Widrigkeiten wie Umweltschäden, Verkehrsinfarkt und Unfallstatistiken noch immer untrennbar mit ihm verbunden.
Aus Autokarosserien, Motorrollern und Modellautos formt Rohrer unverwechselbare Skulpturen. Er zerlegt sie in ihre Einzelteile, um sie anschließend in anderer Form wieder auferstehen zu lassen. Mit größter handwerklicher Finesse streckt, dehnt, verjüngt und verformt er sein ungewöhnliches Material zu dynamischen Gebilden, die elegant geschwungen in den Raum ausgreifen, gleichsam abheben und aus der Bahn geraten: Hier schnellt ein Opel Kadett durch den Raum, dort vollzieht eine Vespa kunstvolle Salti.
Rohrers spannungsreiche Skulpturen machen Geschwindigkeit anschaulich, frieren sie regelrecht ein. Vor den Augen der Betrachter materialisieren sich in ihnen Geschichten von Reisen und Fluchten. Zugleich thematisieren die hochglanzpolierten Objekte die Schattenseite des Geschwindigkeitsrauschs – den Unfall. Doch ihre spielerisch leichte und unbeschwerte Ausstrahlung verschleiert dies. Dermaßen befreit von jeglichem ideologischem Ballast werden die farbenfrohen Arbeiten zu Trägern unserer persönlichen Erinnerungen und Wünsche, die wir mit dem Auto verbinden.
Ausstellung 2016 in Neumarkt
Mit diesem dotierten Preis ist auch eine Ausstellung verbunden, die im Museum Lothar Fischer im nächsten Jahr vom bis 5. Juni bis 25. September gezeigt wird. Die Übergabe des Preises an Stefan Rohrer findet bei der Ausstellungseröffnung „Robert Schad – Durch den Körper, durch den Raum“ am Sonntag, den 17. Mai 2015, um 11.30 Uhr statt.