28. Mai 2019, Stuttgarter Zeitung

Robin Bischoff vom Kunstverein Wagenhalle sieht gute Chancen für Kunstschaffende im Stuttgarter Norden. Als sachverständiger Berater saß er in der Jury des internationalen städtebaulichen Wettbewerbs fürs Rosenstein-Areal

Robin Bischoff hat den Plan vom Rosenstein-Areal, der beim Architektenwettbewerb den ersten Preis geholt hat, in seinem Büro in der Container-City ausgebreitet: „Da, an der Wolframstraße, soll das Konzerthaus hin und an den Rand des Rosensteinparks der Neubau fürs Lindenmuseum. Der Lokschuppen ist für kulturelle Nutzung vorgesehen“, sagt der Geschäftsführer des Kunstvereins Wagenhalle und zeigt auf den Plan. Bischoff saß als sachverständiger Berater in der Jury. Was ihn an dem Entwurf freut: Die Container-City, in der die Künstler noch ihre Ateliers haben, ist in dem Entwurf als Experimentierfeld, als „Maker-City“, geplant. „Das wird ein interessantes Projekt für die Künstler und die Öffentlichkeit“, ist er überzeugt. Die Container-City war von Anfang an als etwas Vorübergehendes gedacht. „Die Container kommen nach und nach weg. Dann kann dort ein Labor entstehen, von dem fürs gesamte Viertel und für die Internationale Bauausstellung Impulse für den Städtebau ausgehen. So etwas gibt es in keiner Stadt“, stellt Bischoff fest.

Mit der Weißenhofsiedlung, der Staatlichen Akademie der bildenden Künste und dem Theaterhaus in Feuerbach an der Grenze zu Stuttgart-Nord, für dessen Erweiterungsbau noch dieses Jahr der Wettbewerb ausgeschrieben wird, dem Theater NORD und seinen kleineren Kultureinrichtungen rückt laut Bischoff der Norden immer mehr ins Blickfeld. „Die Wagenhalle und das Gelände drum herum sind das Gelenk, das die Kulturszene auch über Grenzen des Stadtbezirks Nord verbindet.“ Das Nordbahnhofviertel und der Killesberg seien immer auseinander gefallen. Doch mittlerweile gibt es gute Verbindungen. Bischoff: „Viele Künstler in der Container-City haben an der Akademie studiert, und es gibt immer wieder gemeinsame Projekte.“ Auch die im Rosenstein-Areal geplante Kulturszene könne mit der im Osten zusammenwachsen. Die Verbindung zum Bezirk Mitte sei bereits durch die Stadtbibliothek geschaffen.

Das Thema Interimsoper bei der Wagenhalle? Bischoff zuckt mit den Schultern. Seine Ablehnung scheint nicht mehr so groß wie noch vor einigen Monaten. Bischoff: „Ob Interimsoper ja oder nein kann man nicht einfach beantworten. Das ist vor allem eine Platzfrage. Derzeit habe ich Zweifel, dass es geht.“ Er sagt aber auch, dass man die Oper, falls es doch geht, eventuell in die Maker-City integrieren könne. Statt die Gebäude später zu
verkaufen, ließen sich dann einige Bauten vielleicht nachnutzen. Was im Norden bislang gefehlt hat: ein Ort für Konzerte und Theater. Mit der Fertigstellung der Wagenhalle gibt es das inzwischen auch. „Wir sind nicht mehr nur reiner Atelierstandort“, sagt Bischoff und geht davon aus, dass der Norden ein kulturell noch spannenderes Viertel als bisher wird. Orte gefunden werden müssten allerdings für den Stadtacker und die Eisenbahnwaggons mit den Künstlern unter der Gäubahnbrücke.