19. Oktober 2014 , Puttemusik
In der öffentlichen Wahrnehmung ist die Wagenhalle schon lange eine Stuttgarter Institution. Allerlei findet dort statt – vom Konzert, bis hin zu geschlossenen Veranstaltungen von Unternehmen, die sich gerne mal abseits des Hochglanzes feiern wollen. Ein Ort, der sich verdient hat. Was wohl die meisten nicht wussten ist, dass um diese Veranstaltungsstätte herum mehr als 80 Künstler angesiedelt sind. Und so abgenudelt der Begriff Subkultur mittlerweile auch ist, so deutlich muss man doch sagen, dass diese dort bis heute ein substanzieller Nährboden unserer Stadt ist. Seit mehr als einem Jahrzehnt. Nicht wenige der ansässigen Leute fungieren mittlerweile als kleine Unternehmen und können von ihren Künsten leben, teilweise sogar Mitarbeiter anstellen. Sie sind auf ihre Ateliers und Werkstätten angewiesen. Schlussendlich ist auch der Erfolg der „Eventlocation Wagenhalle“ aus diesem Umfeld hervorgegangen. Auf dem Rücken jener Leute wird nun eine Posse ausgetragen.
Was klein begann wurde größer und schaffte es, dass sich auch Politiker im Rathaus um diese Adresse und ihren Erhalt bemühen. Diese Bemühungen haben allerdings einen großen Haken: Man konzentriert sich nicht auf das Gesamtareal der Wagenhallen, sondern auf den Veranstaltungsbetrieb Wagenhalle. Der Gedanke, dass man sich dem Credo „Wir kümmern uns doch um die Subkultur und sanieren das alte Ding nun für fünf Millionen Euro“ verschrieben hat, drängt sich als Irrtum förmlich auf. Weiter scheint das städtische und politische Verständnis erneut nicht zu reichen, bei allem Respekt vorm zugeschossenen Geld. Kein neuer Hut.
Der im Artikel der Stuttgarter Nachrichten (siehe erster Link) beschriebene „Kompromiss“, der laut Autor auch für „Erleichterung“ bei den Betroffenen sorgt, ist mindestens unausgewogen, wenn nicht einfach nur eine Farce. Von der Idee des Zirkuszelts ganz zu Schweigen, denn zum Affen werden sich die Umtriebigen dort nicht machen lassen. Gut so. Bezeichnend ist auch, dass die Vertreter des Kunstvereins Wagenhalle im Text nicht zu Wort kommen und somit Einklang suggeriert wird.
Noch ein Wort zum kulturellen Totschlagargument des Brandschutz‘, den sich dieser Tage nur wenige leisten können: Vielleicht wäre es mal an der Zeit ein Gesetz zum Schutze vor dem Brandschutz zu diskutieren. Seit Duisburg ist … ach, lassen wir das. Was bleibt ist den Schaffenden vor Ort das Beste zu wünschen und der Politik die Hausaufgabe endlich verstehen zu lernen, dass die Wagenhallen weit mehr als nur ein Feigenblatt der freien Szene dieser Stadt sind. Es geht um den Plural: Nicht Wagenhalle, sondern Wagenhallen. Über die Events hinaus ist das, was nun passiert, sehr bitter.