7. Juli 2022, Stuttgarter Zeitung

Container City verabschiedet sich mit Sommerfestival

„Mit Liebe feiern, bevor es zu Ende geht“, lautet die Devise für das Sommerfestival in der Container City. Foto: Kunstverein Wagenhalle
„Mit Liebe feiern, bevor es zu Ende geht“, lautet die Devise für das Sommerfestival in der Container City. Foto: Kunstverein Wagenhalle

Im Rahmen der Umgestaltung von S21 und dem neuen Rosensteinquartier muss auch die selbstgestaltete Außenfläche „Container City“ bei den Wagenhallen weichen. Ein letztes Mal wird am 2. und 3. Juli beim Open-Air-Sommerfestival gefeiert.

Die Container City gehört zum Kunstverein Wagenhalle. Eines der Ziele des Vereins ist es Kunst- und Kulturschaffenden einen „günstigen kulturellen Arbeitsraum“ zur Verfügung zu stellen, erzählt Sylvia Winkler, Künstlerin und Mitglied im Vorstand des Kunstvereins. Der Bedarf an Ateliers sei groß, 50 bis 100 Menschen stünden auf der Warteliste. Schaut man auf die Mietpreise in Stuttgart und auch in anderen Städten ist das für die Künstler:innen ein einziger Segen.

Container als Ausweichateliers

2017 markiert den Anfang der Container City. Durch die Sanierung der Wagenhalle mussten Kunst- und Kulturschaffende vorläufig aus ihren Ateliers ausziehen. Als vorübergehende Lösung boten sich die Container an, mit dem Gedanken, es schön zu machen und ein interdisziplinäres Gesamtkunstwerk zu schaffen, erzählt Sylvia.

Nach dem Abschluss der Sanierungen 2020 zogen die meisten Atelierbesitzer:innen wieder zurück in die Wagenhallen. Manche sind interimsmäßig in die Container City nachgezogen, trotz des Wissens, dass dieser Ort nicht für immer bleibt. Bis jetzt konnte der Kunstverein das eine oder andere Wort einlegen und die Freifläche sichern, doch bis zuletzt dominierten die Pläne für die neue Maker-City. „Auch wenn klar war, dass hier ein neues Viertel entstehen wird, verliert Stuttgart dadurch einen einzigartigen Freiraum und Ort der Kunst und Kultur“, so die Künstlerin.

Und dieser Gedanke ist so traurig, dass sie ihn gar nicht an sich heranlassen kann, erzählt sie. Solche Freiflächen wie die Container City sind für Künstler:innen sehr wichtig: „Wir sehen das als essenziell für den Kunstverein, wie er arbeitet und wahrgenommen wird.“ Durch die Außenfläche konnten sich Kunstschaffende ausprobieren, ihre Arbeit weiterentwickeln und experimentieren. So wurden Festivals organisiert und Installationen, Skulpturen sowie architektonische Projekte realisiert.

Der Backstage-Bereich von Stuttgarts Kulturinstitutionen

„Dadurch, dass die Menschen dort arbeiten, leben, sich vernetzen und kooperativ an Projekten arbeiten, entsteht diese besondere Atmosphäre“, sagt Sylvia. „Die Menschen sind mit dem Ort und untereinander stark verbunden – ohne diese Außenfläche wäre das so nicht passiert. Freiräume wie diese sind in Städten extrem rar, vor allem in Stuttgart“, ergänzt sie.

Man könne spüren wie viel Engagement und Herzblut reinfließe, um einen angenehmen Ort für alle zu gestalten. Die dort entstehende Arbeit ragt weit über die Container hinaus. Im Prinzip ist der Ort „eine Werkstatt der ganzen Kulturinstitutionen, quasi Backstage.“ Das, was hier entwickelt wird, sieht man später in Stuttgarter Museen, Clubs, Theatern und Ausstellungen. „Ohne solche Funktionsräume, wäre das Leben in den präsentierenden Institutionen nicht nachhaltig“, so Sylvia.

Darum solle das geliebte und tolle Außengelände am 2. und 3. Juli noch einmal ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt und für alle Freunde, Bekannte und Interessierte ein letztes Mal geöffnet werden. „Mit Liebe feiern, bevor es zu Ende geht“, lautet die Devise und dazu hat das Programm einiges zu bieten.

Vielfältiges Programm von Samstag bis Sonntag

Egal ob groß oder klein, das Programm ist „bunt“ und spiegelt alle Sparten wider, die hier vertreten sind. Von Musik über Kunsthandwerk bis hin zu Performances ist alles dabei. Für die Kleinen (und natürlich auch die Großen) gibt’s verschiedene Kreativ-Workshops zum Handwerkeln und selbst ausprobieren sowie Kindertheater. Die Ateliers öffnen ihre Türen zum Reinschnuppern und unterschiedliche Inszenierungen laden zum Zuschauen ein.

Im Projektraum eröffnet die neue Ausstellung „orbit: Sabine Kuehnle & Narges Mohammadi“ und auf dem Marktplatz und der Wiese wird Musik bis spät in den Abend gespielt. Bei lässiger Atmosphäre, guter Musik und vollem Programm kann man hier den ganzen Tag verbringen.

Ein Funken Zuversicht bleibt

Trotz der Enttäuschung über das Ende, gibt es einen Funken Zuversicht: „Die Umgebung verändert sich und wir werden mitwachsen, mit dem Anspruch und der Frage, wie wir uns neu verorten und etwas Neues entstehen lassen können“, so Sylvia.

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