1. Juni 2016, Mittelbayrische

Hingucker: Blaue Schwalbe umschmiegt Straßenlaterne. Die Plastik „Bluebird“ von Stefan Rohrer bleibt bis Oktober in Neumarkt. Ein Kran musste das Kunstwerk über die Lampe heben.

Neumarkt. Ist da ein Rollerfahrer von der Straße abgekommen oder ist das Kunst? So mancher Passant wird in den nächsten Tagen wohl zweimal hinsehen, wenn er die leuchtend blaue Plastik des Stuttgarter Bildhauers Stefan Rohrer das erste Mal am Straßenrand zwischen dem Unteren Tor und dem Neuen Markt entdeckt. Dort windet sich nämlich ein verzerrtes Kleinkraftrad um eine Straßenlaterne. Passenderweise heißt die Plastik aus einer alte Schwalbe „Bluebird“.

Wie ein Faden durchs Nadelöhr

Ein echter Hingucker für Passanten und Autofahrer war auch schon der Aufbau der Plastik am Montagnachmittag. Denn Mitarbeiter des Bauhofs mussten das Kunstwerk dafür extra mit einem Baukran über einen Laternenmast heben. Dabei war, wie beim Einfädeln in ein Nadelöhr, Präzision gefragt. Doch der Aufbau lief unter den wachsamen Augen des Künstlers problemlos und relativ schnell ab.

Der Stuttgarter Bildhauer Stefan Rohrer hat schon Erfahrung mit dem Auf- und Abbau seiner Plastiken. Seine „blaue Schwalbe“ habe er bereits in Bad Homburg, Braunschweig und im Schwarzwald ausgestellt, erzählte er.

Ab dem 5. Juni wird der Bildhauer, der 2015 den Lothar-Fischer-Preis erhalten hat, seine Werke zudem im Museum Lothar Fischer ausstellen. Dass seine Plastik „Bluebird“ im öffentlichen Raum stehen darf, freut den Künstler besonders. „Hier haben die Leute viel mehr Bezug dazu.“ Zuerst sei angedacht gewesen, die Plastik auf die nebenstehende Wiese um eine künstliche Laterne zu stellen, erzählt Rohrer. Am Straßenrand sei sie aber für den Bildhauer stimmiger.

 

Witzige Kunst mit Tiefgang

Dr. Pia Dornacher, Leiterin des Museums Lothar Fischer, zeigte sich am Montag ebenfalls glücklich, wie gut sich die Plastik vor dem Neuen Markt in die Umgebung einfügt. Hier sehe es tatsächlich so aus, als könnte die alte Schwalbe aus der Fahrbahn gerissen worden sein, sagte sie.

Doch Dornacher betonte auch: „Die Plastiken von Stefan Rohrer sehen auf den ersten Blick nett und witzig aus.“ Doch sie hätten auch Tiefgang. So greife der Künstler mit seinen Werken Themen wie Verkehrschaos, immer höhere Geschwindigkeiten und den Umweltschutz auf.