3. August 2015 , Stuttgarter-Zeitung
Die Riesenpuppe Dundu fasziniert rund um den Globus. Jetzt sucht das Team neue Räume. Bisher gab es Auftritte in Paris, Las Vegas und London
S-Nord – Ein Auftritt in Paris, Las Vegas, London und sogar auf dem Tahrir-Platz in Kairo – auf der ganzen Welt tappst und tanzt die Riesenpuppe Dundu durch Straßen und über Feste. Aus einer kleinen Idee ist eine globale Marke mit vielen Geschäftszweigen geworden. Ein Blick zurück: Die erste Dundu-Puppe ist im Jahr 2006 entstanden. Der Stuttgarter Puppenbauer Tobias Husemann hat schon im Alter von zwölf Jahren ein eigenes Puppentheater gegründet, nach dem Abitur an der Akademie der bildenden Künste am Weißenhof studiert. Während eines längeren Aufenthalts in Jerusalem, wo er sechs Jahre lang für das Teatron Hakaron arbeitete, hat er seine erste Großpuppe gebaut. Einen fast vier Meter großen Elvis Presley, inklusive legendärem Hüftschwung, ausgeführt mit Hilfe von drei Puppenspielern.
Eine anmutige, fünf Meter große Puppe
Nach mehreren Stationen in verschiedenen Städten Deutschlands kehrte Husemann nach Stuttgart zurück und machte sich zusammen mit seinem alten Schulfreund und Musiker Stefan Charisius ans Werk den ersten Dundu entstehen zu lassen. Ziel war es, einen neuartigen Prototypen zu entwickeln, der transparent ist. Nach einigen Monaten Arbeit in den Wagenhallen hat Tobias Husemann sein Ziel erreicht, Dundu war geboren – eine fünf Meter große Puppe, die sich trotz ihrer imposanten Erscheinung anmutig und graziös bewegen lässt. Und damit beginnt eine äußerst erfolgreiche Geschichte. Von der Werkstatt in den Wagenhallen geht es für den ersten Dundu und die später entstandenen Geschwister heute in alle Welt.
Der erste große Auftritt war 2006 beim Public Screening der Fußball-Weltmeisterschaft in Ludwigsburg. Richtig bekannt wurde die Puppe durch einen Auftritt in Berlin 2009, bei der Eröffnung der Leichtathletik-WM. „Dort wurde die Puppe unzählige Male von verschiedenen Medien fotografiert und gefilmt“, erzählt Stefan Charisius, der seit der Dundu-Geburtsstunde als Musiker die passende Musik inszeniert. Mit einem Instrument namens Kora, einer westafrikanischen Harfe, auf der er während eines Aufenthalts in Afrika gelernt hat zu spielen.
Auf der Suche nach geeigneten Räumen
Inzwischen umfasst das Kernteam gut 15 Puppenspieler, oft sind weit mehr im Einsatz. Bei der „Fête des Lumières“ in Lyon im vergangenen Jahr waren drei Puppen und zwanzig Leute angereist. Die Puppe wird von fünf Spielern gemeinsam bewegt. Es ist ein Zusammenspiel, das harmonieren muss: Daher auch der Name Dundu, der sich aus der Wörtern „Du und Du“ zusammensetzt. Naheliegend, dass die Truppe auch Teambuilding-Seminare für Unternehmen anbietet. Gemeinsames Puppenspiel statt Klettergarten. Soziales Engagement gehört ebenfalls zum Repertoire. In Zuffenhausen ist die Puppe kürzlich durch die Straßen gelaufen und hat beim sogenannten „Peace Walk“ auf die Flüchtlingsunterkunft und die dort benötigte Hilfe aufmerksam gemacht. Von der Grundschule bis zur Asylunterkunft hat Dundu Menschen aufgesammelt, die anschließend zusammen mit den Flüchtlingen ein gemeinsames Frühlingsfest gefeiert haben.
Im Moment ist die Gruppe neben den Auftritten mit der Raumsuche beschäftigt. Derzeit werden die Puppen in den Wagenhallen gebaut und gelagert, in der ehemaligen Mercedes-Niederlassung an der Türlenstraße wird geprobt. Dort muss das Team im Herbst raus, aus den Wagenhallen 2016. Die Suche gestaltet sich schwierig, für eine fünf Meter hohe Konstruktion braucht es hohe Decken. „Wir wünschen uns aber, nach dem Umbau der Wagenhallen wieder zurückkehren zu können“, sagt Puppenspieler Fabian Seewald.
Ein Traum wären aufgrund der Fülle der Reisen, außerdem Dependancen rund um den Globus, vor allem in den USA ist der Kulturbetrieb Dauergast. Dundu funktioniere international. „Dundu schafft einen starken visuellen Effekt“, so Seewald. Kaum einer, der nach den Veranstaltungen nicht über die Riesenpuppe spreche. „Ihr habt Sir Bob Geldof die Show gestohlen“, schreibt einer etwa bei Facebook nach einem Auftritt von Dundu. Weshalb das Schauspiel derart fasziniere? „Die Puppe ist wie eine große Lichtgestalt, die wir schon aus unserer Kindheit kennen. Sie trifft ins Herz und schafft eine analoge Poesie“, so Seewald. „Tobias Husemann ist ein richtiger Daniel Düsentrieb“, sagt Charisius. Die riesige Konstruktion ist so zerlegbar, dass sie als einfaches Sportgepäck ins Flugzeug passt. Ganz pragmatisch. Auch das Material lasse sich ganz einfach technisch benennen, Seewald aber sagt lieber: „Es ist der Stoff, aus dem die Träume sind.“