23. September 2015, Stuttgarter-Zeitung

Der Bezirksbeirat Nord hat mit zwei Bürgermeistern einen Rundgang gemacht. Werner Wölfle und Peter Pätzold informierten sich dabei darüber, wo der Schuh besonders drückt.

„Kann sich jemand Zahlen merken? Bitte 3216 behalten!“ Schwungvoll las Sabine Mezger, Bezirksvorsteherin von Stuttgart-Nord, im Hof der Rosensteinschule die Angaben ihres Schrittzähler ab. Aber motivieren musste sie die Mitglieder des Bezirksbeirats-Nord nicht, die waren auf ein straffes Programm eingestellt: ein Stadtrundgang zu sechs Orten im Norden, von der Rosensteinschule bis hin zum Gelände der Abfallwirtschaft (AWS). Mit dabei: Verwaltungsbürgermeister Werner Wölfle und Peter Pätzold, seit kurzem Bürgermeister für Städtebau und Umwelt. „Ich schätze diese Rundgänge, man sieht, was sich verändert hat und wo man noch was tun kann“, so Wölfle.

In der Rosensteinschule etwa dreht sich derzeit alles um Integration. 114 Flüchtlingskinder würden dort nun in fünf Vorbereitungsklassen auf den Regelunterricht vorbereitet, vier in der Grundschule, eine an der Werkrealschule, erklärte Rektorin Ingrid Macher, bevor zu den Wagenhallen ging. Vorbei an reifenden Tomaten, Zucchinis, Herbstblumen und Gewächshäuslein des „Stadtackers“ – das Urban Gardening Projekt entstand 2012 in einem Architekturfestival – und graffitigeschmückten Waggons führte Robin Bischoff, im Vorstand des Kunstvereins Wagenhallen, zu blauen und gelben Containern. „Hier werden wir weiterarbeiten und temporäre Projekte verwirklichen, wenn ab 2017 die Wagenhallen saniert werden.“

Bedenken wegen des Lärms

In einem der Behelfsorte präsentierte er die Ideen der Künstler, wie man in dem entstehenden Stadtquartier Wohnen und Kultur verbinden könne. „Mit einer Art Zwischenzone mit Kunstwerken und Aktionsorten“, so Bischoff. Kunstboulevard heißt es denn auch auf einem Straßenschild vor den Wagenhallen. Die Crux: Nach der Sanierung sollen dort Stehkonzerte von bis zu 2100 Personen sowie bestuhlte Veranstaltungen für 1050 Personen möglich sein – bisher waren es 500 bis 800 Besucher. Und während das im Gemeinderat positiv gesehen wird, haben die Bezirksbeiräte Bedenken wegen des Lärms und des Verkehrs.

Dass nach einem Gutachten durch mehr Besucher kaum mehr Lärm entstehe, wie Peter Holzer vom Hochbauamt mitteilte, und gerade bei Partys viele mit öffentlichen Verkehrsmitteln kämen, überzeugte manche Beiräte nicht. Einig war man sich, dass ein Parkplatzkonzept gefunden und Autos nicht durchs Wohngebiet, sondern über die Heilbronner und die Hedwig-Dohm-Straße zugeführt werden müsse. „Das sind lösbare Aufgaben“, so Baubürgermeister Pätzold. „Wir sollten hier weniger über Lärm reden, sondern vor allem über die Chancen eines neuen, urbanen Stadtgebiets.“

Ärgernis für die Anwohner

Dass Lärmdiskussionen auch konstruktiv enden können, das zeigt die nun eingehauste Skateranlage am Pragfriedhof. Dort sollten die Spaziergänger denn auch auf zwei Polizisten treffen, um etwa über die Parkplatzsituation des Milaneo zu sprechen. Sie kamen nicht. Bekannt war allen die Situation dennoch: Um Gebühren zu sparen, parken Milaneo-Besucher in der Wolfram-, Beyer- und Mönchstraße – ein Ärgernis für die Anwohner. Besserung soll das Parkraummanagement bringen, das ab 1. Oktober kommt.