11. Oktober 2020 , Stuttgarter Zeitung
Der kreative Geist kann wehen
Mit dem neuen Atelierquartier der fertiggestellten Wagenhallen hat Stuttgart endlich die Chance, eine ernst zu nehmende Kunststadt zu werden, kommentiert unsere Autorin.
Stuttgart – Stuttgart ist keine Kunststadt. Die Mieten zu hoch, das Publikum satt: So formulierten es vor ein paar Jahren Kunststudenten und Akademieabsolventen in einer Studie– und bestätigten das, was Galerien seit Jahren beklagen. Der Standort taugt nicht für eine florierende Kunstszene. Deshalb suchen die meisten Künstlerinnen und Künstler irgendwann das Weite. Stichwort Berlin.
Bezahlbarer Arbeitsraum
Nun ist an den Wagenhallen die letzte Baumaßnahme abgeschlossen worden und Stuttgart hat tatsächlich eine Künstlerstadt erhalten, die Maßstäbe setzt. Dass man endlich verlässlichen und bezahlbaren Arbeitsraum in großem Stil geschaffen hat, wird nicht nur Künstlern die Möglichkeit geben, zu bleiben, es wird die gesamte Kunstszene verändern. Denn in einem so spannenden und lebendigen Areal empfängt man Sammler, Museumsleute, Kuratorinnen anders als in einer Werkstatt in Kaltental oder in einer Garage.
Gut, dass die Stadt die Chance genutzt hat, mit dem Pfund zu wuchern. Der kreative Geist, der nun endlich wehen darf, wird sich an vielen Stellen bemerkbar machen – ob in einzelnen Gemälden, ganz neuen Kooperationen oder ungewöhnlichen Ideen für die Stadtentwicklung.